Was können TikTok Shops?
Teleshopping für unter 30-Jährige oder eine Chance für europäische Marken? Was kann die Tiktok-Shops-Funktion, die 2024 auch für Kontinentaleuropa freigeschalten werden könnte?
Über Tiktok Shops kann man vieles sagen, aber seit die 24-jährige Keila Shaheen 2023 über 300.000 Exemplare ihres selbstverlegten Ratgebers „The Shadow Work Journal“ über die neue Shop-Funktion von Tiktok verkauft hat, betrachten es Händler und Marken aufmerksamer. Getrieben von den Videos des Sozialen Mediums und dem geschickten Ausnutzen der Affiliate-Funktion, bei der etwa Youtuber eine Provision für erstellte Videos erhalten, hat die amerikanische Selbsthilfeautorin inzwischen über andere Plattformen hinweg insgesamt über 800.000 Exemplare verkauft. In den Amazon Charts lässt sie regelmäßig Oprah Winfrey oder Walter Isaacson, Autor der Musk-Biografie, hinter sich.
Der Rollout erfolgt von Dublin, die Logistik von Amsterdam aus
Nachdem TikTok in Europa bereits Amazon-Logistik-Manager:innen abgeworben hat und ein Logistikzentrum in Amsterdam aufbaut, um TikTok-Shops nach Großbritannien auch für Kontinentaleuropa auszurollen, fragen sich viele, was sie davon halten sollen. Händler:innen zahlen in den ersten 90 Tagen eines Shops 1,8 Prozent und dann fünf Prozent des über den TikTok Shop generierten Umsatzes – damit positioniert sich TikTok deutlich unter Amazon. Videos mit dem Hashtag #tiktokshop hatten im vergangenen Jahr bereits 127,6 Milliarden (!) Views – fast doppelt so viele wie #tiktokmademebuyit, mit dem bisher virale Produktvideos auf TikTok versehen wurden. Händler:innen haben einen Seller Score. Er sinkt, wenn Händler:innen Bestellungen nicht innerhalb von drei Werktagen verschicken. Ob TikTok-Shop-Nutzer:innen durch den Algorithmus gepusht werden, darüber kann man nur spekulieren. Aber wer einmal mit dem „Shadow Work Journal“ interagiert, bekommt viele thematisch ähnliche Beiträge ausgespielt.
Zahlt sich die Shop-Funktion aus?
Größere Marken wie z. B. Revolve, ein amerikanischer Modehändler, experimentieren bereits mit der Shopfunktion. Allerdings verkauft sich der Verkaufsschlager des Unternehmens – ein Rouge – noch deutlich schlechter als in den stationären Läden. Bisher erinnern die erfolgreichen Produkte von TikTok Shop noch an eine 2020er-Version des Teleshoppings für Menschen unter 30. Eines der viralsten Produkte ist ein Gurkenglas-Pullover für 44 Dollar. Jess und Ryan Slone betreiben ihren TikTok Shop von ihrem Keller in Indiana aus, als nach vier Jahren auf TikTok der Gurkenglas-Pulli viral geht und mehr als eine Million Dollar Bruttoumsatz generiert.
Fazit: TikTok könnte In-App-Shopping knacken
Sich an In-App-Shopping zu gewöhnen, erfordert auch einen ziemlich großen kulturellen Wandel in unserer Einstellung zu sozialen Medien. Andere Plattformen haben sich bisher schwer getan, Shopping auf diese Weise zu integrieren. Facebook hat seine Live-Shopping-Funktion eingestellt und Instagram hat seinen Shopping-Tab aus dem Haupt-Feed entfernt. Marken wollen dorthin, aber die Plattformen haben noch nicht bewiesen, dass es funktionieren kann. TikTok Shop könnte das langfristig ändern.